16. Mai 2010

Google die Datenschutzverbrecher

Category: Internet,Recht — Christian @ 21:35

Inzwischen kann die Gleichsetzung von Google mit Datenschutzverbrechern gar nicht mehr strafbar sein. Nach allem was man liest und was Google so zugibt handelt es sich um eine wahre Tatsachenbehauptung.

Wenn Google also (wie inzwischen zugegeben) mit Autos durch die Gegend fährt und Datenpakete aus unverschlüsselten WLANs mitsnifft, dann ist das meiner Ansicht nach ein Verstoß gegen § 202b StGB. Auch wenn die Datenübertragung unverschlüsselt ist, waren die Daten garantiert nicht für Google bestimmt. Ich kenne auch niemanden der Google dazu befugen würde. Komplizierter ist es nur mit der Öffentlichkeit. Nur weil die Daten unverschlüsselte Funkdaten sind, kann man jedoch noch nicht von Öffentlichkeit ausgehen. Eine unverschlüsselte Übertragung von E-Mails von mir zu einem anderen mittels SMTP abzuhören fällt explizit nämlich auch unter den § 202b StGB. Inzwischen gibt es für solche Fälle sogar Sekunderliteratur und ein wenig Rechtsprechung. Allerdings braucht es für eine Anzeige einen Betroffenen und der wird nicht zu ermitteln sein. Ich persönlich habe (leider) kein offenes Funknetz und müsste dann auch noch wissen, wann Google bei mir vorbeigefahren ist.

Die Frage ist: glaubt irgendjemand, dass der Vorfall „versehentlich“ erfolgt ist? Merkt Google nicht, wenn mehrere hundert Gigabyte Daten (laut Süddeutsche Zeitung 600 GB) gesammelt werden, weil statt nur der Positionsdaten auch Paketdaten mitgesnifft werden? Oder werden wir einfach nur belogen und betrogen?

Und zuletzt: Wo belügt uns Google eigentlich noch überall?

Nachtrag:

Der Clou ist jetzt, dass Google behauptet die Daten nicht mehr einfach löschen zu dürfen, weil sie ja Beweismittel in einem Kriminalfall sein könnten. Ich denke, Google hebt die Daten einfach mal auf bis Gras drüber gewachsen ist. Das wäre zumindest typisch für das bisherige Verhalten der Datenkrake.

Nachtrag 2:

Kris Köhntopp schreibt, dass das ein normales Verhalten einer Bibliothek wäre, dass im Monitor Mode einer Netzwerkkarte halt Pakete mitgeschrieben werden. Deshalb wäre das ein lässlicher Fehler und Spiegel und Co. übertreiben da alle (und ich natürlich auch). Naja, wenn man wie Kris grundsätzlich alles in eine MySQL-Datenbank schreibt und dann erst analysiert muss man wohl zu diesem Ergebniss kommen. Ich habe allerdings selbst schon WLAN-Sniffing Software programmiert. Und ja, natürlich liest die Bibliothek im Monitor Mode alle Pakete mit, aber nein, die landen nicht alle auf der Festplatte. Die werden in Echtzeit von der Software analysiert und die interessanten Pakete schreibe ich mit. Das darf Kris gerne mal mit seiner Aircrack Suite probieren. Die kann nämlich auch z.B. nur IVs mitschreiben und den Rest nicht. Und zwar OHNE, dass alle Daten auf einer Festplatte gespeichert werden müssen.

Ich glaube immer noch, jeder der von Anfang an so ein Projekt entwirft, überlegt sich welche Daten er braucht und schreibt genau diese Daten mit. Und wenn Google mehr Daten mitgeschrieben hat, dann nicht, weil das ein versehen war sondern weil von Anfang an geplant war, alle Daten mitzuschreiben. Warum, ist mir dann eigentlich auch völlig egal.

11 Comments

  1. Ich bin sicher wenn mal im Lexikon bzw. im Wiki das Wort „Datenschutzverbrecher“ eingibt, dass es dort sicher das Google Logo erscheinen wird!

    Aber ich frage mich wie es kommt, dass es immer noch Idioten gibt die ihre WiFi Netzwerke nicht verschlüssen. Da ist doch ein WPA ein MUSS… noch besser wäre WPA2.

    Es gibt schon noch massenweise Gehirnvegetarier da draussen 😡

    Gruss
    PowerShell

    Comment by PowerShell — 17. Mai 2010 @ 08:52

  2. Was ist mit Wireless LAN im Hotel? Das ist meistens komplett offen (keine Verschlüsselung) und der Zugang ist durch irgendein Portal gesichert, das Login und Passwort abfragt, das man an der Rezeption erhält. Natürlich surfe ich darüber auch im Internet und das ist natürlich unverschlüsselt. Wenn Google dabei meine Surfdaten abfängt ist das auch schon illegal.

    Klar, E-Mails etc. rufe ich durch nen VPN-Tunnel ab, ich könnte auch durch das VPN auf den Firmenproxy zugreifen und dann surfen aber das ist langsamer als direkt ins Internet und ich bin ja faul …

    Das Problem betrifft ja gerade nicht nur Privatleute oder Firmen sondern insbesondere auch öffentliche Internetzugänge.

    Comment by Christian — 17. Mai 2010 @ 14:04

  3. Das könntest du Recht haben… aber gerade aus dem Grund habe ich einen Unlimited HSDPA Karte wo ich über den Mobilefunknetz surfen gehe.

    Kevin Mitnick würde da sagen:
    Trust no one… 😎

    Aber grundsätzlich hast du Recht.
    Google und Datenschutz… ja wie soll ich sagen, es wäre sicher einfacher Osama Bin Laden auf die amerikanische Verfassung schwören zu lassen. Als der Google dazu bringen die Datenschutzgesetze einzuhalten 👿

    Comment by PowerShell — 17. Mai 2010 @ 15:27

  4. Ich glaube das ist eher ein „nicht wollen“ als ein „nicht können“. Solange unsere Politiker in der EU mehr damit beschäftigt sind, „Sendezeiten“ für erotische Angebote im Internet festzulegen (Nippel erst nach 22:00 Uhr, kein Scheiß) und Zensurinfrastruktur einzuführen, ist leider keine Zeit mehr für effizienten Verbraucherschutz. Ebay beispielsweise betreibt ebay.de aus der Schweiz heraus (nicht gegen Schweizer, aber deren Aufsicht …) um nicht unter EU-Recht zu fallen, obwohl sich das Angebot eindeutig an EU-Bürger richtet. Da wäre mal eine nette Gesetzesinitiative nötig. Angebote an EU-Bürger müssen auch EU-Recht unterliegen. Und schon sähe es auch bei Google (Safe Harbour und so) anders aus.

    Comment by Christian — 17. Mai 2010 @ 16:16

  5. Was war da mit “Sendezeiten” für erotische Angebote im Internet festzulegen?
    Das ist doch ein Witz. oder 😕

    Nicht dass man mich falsch versteht. Vor mir aus kann man die Seite ganz aus dem Netz nehemen. Aber schon noch schwachsinnig, dass irgendwelche Politiker sich Gedanken darum machen. Und wie immer „versuchen“ das Problem mit irgendwelche Gesetze zu unterbinden bzw. zu regulieren…

    Ja ja man kann über den EU-Recht streiten. Ich meine nicht all unsere Gesetze hier in der CH sind voll i.O. aber sicher viel besser als die im EU-Raum 😆

    Aber das wäre sicher ein Thema für sich selber… 😉

    Comment by PowerShell — 17. Mai 2010 @ 16:41

  6. Kuckst du hier bei Heise.

    Comment by Christian — 17. Mai 2010 @ 16:49

  7. Hi hi hi… ;o)
    Da wird der Hund in der Pfanne verrückt!

    Comment by PowerShell — 18. Mai 2010 @ 14:29

  8. Es gibt ne simple Lösung dagegen. Die Anbieter wandern einfach ins Ausland aus. Ich kenne kaum noch einen, der Seiten aus Deutschland anbietet. Man gründet eine niederländische Limited für 1,- € und stellt die Seiten auf deutsch und englisch zur Verfügung. Dann fällt man aus der deutschen Jurisdiktion heraus und die Steuereinnahmen kassieren auch die Niederländer. Aber versuch mal einem deutschen Politiker zu erklären, dass das Internet an der Grenze keine Einfuhrumsatzsteuer zahlt.

    Comment by Christian — 18. Mai 2010 @ 14:38

  9. RE: Nachtrag 2
    Ich weiss nicht, ich kaufe dem Typen (Kris Köhntopp) das ganze nicht so ganz ab… was meinst du dazu?

    Gruss
    PowerShell

    Comment by PowerShell — 20. Mai 2010 @ 11:17

  10. Ich denke nicht, dass Kris Nutzen davon hat, im Sinne von Google zu argumentieren. Ich denke aber halt, gerade wenn man seine anderen Artikel über Google liest, dass er von der Art und Weise wie bei Google gearbeitet wird sehr beeindruckt ist. Und da blendet man manche Kritik automatisch bissi aus. Ansonsten ist Kris Köhntopp einer, der in den Newsgroups schon anerkannt und alter Hase war, als ich 1992 meine ersten Schritte im Internet gemacht habe.

    Comment by Christian — 20. Mai 2010 @ 14:38

  11. Kommentare gesperrt wegen Spam

    Comment by Christian — 22. Mai 2018 @ 17:48

RSS feed for comments on this post.

Sorry, the comment form is closed at this time.