13. Juni 2009

Cloud Content Security Snakeoil?

Category: Produkte — Christian @ 15:51

Im Grunde genommen finde ich die Idee ja nicht schlecht:

Spezialisierte Unternehmen (ich habe z.B. mit BlackSpider vor der Übernahme durch Websense erfreulich gute Erfahrungen gemacht) bieten einen zentral verwalteten Scanner für Viren, Spam und sonstigen E-Mail Schadcode an und verkaufen das als Dienstleistung.

Ein grundsätzliches Problem ist natürlich, dass man dem beteiligten Unternehmen vertrauen muss, mit den E-Mails keinen besonderen Unsinn anzustellen. Gerade bei US-Anbietern kann das ein Problem sein, weil die dortigen Behörden auf Recht und Gesetz wenig Rücksicht nehmen und gerne mal fremde Mails mitlesen. Wenn man sich jedoch wegen Industriespionage keine besonderen Sorgen machen muss halte ich das Scannen eingehender Mails „in der Cloud“ grundsätzlich mal für keine schlechte Idee.

Etwas schwieriger wird es jetzt jedoch mit Zusatzleistungen. Die Firma Zscaler hat mir neulich eine unverlangte Werbe-Massenemail mit einem gaaanz tollen Whitepaper (PDF) über ihre Web Security Cloud Services geschickt. Die technischen Informationen tendieren zwar wie zu erwarten gegen Null, dafür gewinnt man mit den Buzzwörtern darin jedes Bullshit Bingo. Ein paar Auszüge gefällig? TeraCloud (klingt groooß und bezeichnet anscheinend deren Rechenzentrum). Oder NanoLog (komprimierte, aufbereitete Logfiles; erinnert mich aber irgendwie an den Schaumschläger Steve Gibson, kennt den noch jemand?). Und nicht zu vergessen SafeSearch (filtert Pron aus Google/Yahoo/Bing-Suchergebnissen). Aber gut. Ist ja Werbung, auch wenn Whitepaper drüber steht.

Stutzig bin ich dann aber bei der Funktionsübersicht geworden. Zscaler bietet für ausgehende E-Mails und Web-Traffic in der Cloud auch Data Loss Protection (DLP) an. Ich persönlich halte ja DLP an sich schon für reichlich überschätzt und gehypt. Data Loss Protection in der Cloud finde ich aber komplett daneben. Die sensiblen Daten haben das Unternehmen schließlich schon verlassen, sind auf nicht abhörsicheren (genaugenommen von der CIA und NSA garantiert abgehörten) Leitungen ins Zscaler-Rechenzentrum in die USA gewandert und werden da dann elegant rausgefiltert, wenn es praktisch schon zu spät ist. Und um dem ganzen die Krönung aufzusetzen fand ich in der Mail auch noch ein lustiges PDF von Gartner, warum Zscaler „cool“ ist.

Ich frage mich jetzt nur noch, ob Zscaler den hauseigenen Spam auch rausfiltert oder ob dafür extra eine Whitelist eingerichtet wurde.

3 Comments

  1. Es gibt bei der Wolkensicherheit noch ein anderes Problem: die Dienste können aus technischen Gründen i.d.R. keine internen E-Mails scannen – es sei denn, man verwendet ausschl. SMTP und routed ab Client über die Wolke (was das Datenschutzproblem massiv verschärft). Ist ein Schädling einmal eingedrungen, kann er sich intern also nach Herzenslust weiterverbreiten. Virenschutz stellt dabei übrigens nur einen winzigen Bruchteil der in vielen Unternehmen intern angewandten Regeln zur Mailsicherheit dar. Alles in allem würde ich sagen: die Wolke ist besser als nichts, bringt aber ihre ganz eigenen Risiken mit sich.

    Comment by Michael — 18. Juni 2009 @ 08:23

  2. Ich hab ja nix gegen Incoming-Cloud-Scanning. Das macht schon Sinn, weil das was von draußen rein kommt sowieso schon draußen ist und da gerne auch gescannt werden kann. Was innen ist soll aber nicht raus. Und dann auch erst draußen nicht gescannt werden. Und wenn man das konsquent umsetzen will, dann spart man halt leider auch nix mit dem Cloud-Scanning.

    Comment by Christian — 5. Juli 2009 @ 22:41

  3. Kommentare gesperrt wegen Spam

    Comment by Christian — 15. Juli 2009 @ 15:34

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