13. März 2008

Cryptanalysis von Crypto-1

Category: Hacking,Produkte,Work — Christian @ 01:31

Das hätte ich ja beinahe übersehen, in der Deutschen Presse steht noch gar nichts dazu. Nur bei The Register ist der Artikel sogar die Hauptseite wert. Der leicht verwirrende Titel „Microscope-wielding boffins crack Tube smartcard“ verdeckt jedoch ein wenig den Blick auf das Wesentliche.

Henryk Plötz, Karsten Nohl und Starbug haben ihre Ankündigung auf dem 24C3 wahr gemacht und sich weiter mit der Mifare Classic Verschlüsselung beschäftigt. Karsten Nohl hat inzwischen eine komplette Kryptoanalyse des bisher von NXP geheim gehaltenen Algorithmus veröffentlicht.

Wie schon auf dem 24C3 angekündigt ist es aufgrund von Implementierungsschwächen des Algorithmus möglich, die Verschlüsselung einer Karte mit geeigneter Hardware in wenigen Minuten, auf Standard-PC-Hardware etwas länger, zu brechen. Um beispielsweise damit umsonst in der Londoner U-Bahn zu fahren oder Zugang zu einer versperrten Chemiefabrik zu bekommen ist das ein überschaubarer Aufwand.

Im Grunde ist die Migration auch technisch nicht besonders schwierig. NXP bietet mit Mifare DESfire (DES-Algorithmus) und Mifare Plus (AES-Algorithmus) auch sichere Varianten der Karte an, allerdings zu einem deutlich höheren Preis. Die einfachen Mifare Classic Karten gibt es schon für wenige Cent. Entsprechend wurden laut NXP bisher auch weit über eine Milliarde Karten verkauft. Die alle abzulösen wird mehrere Jahre dauern, wenn überhaupt das wirtschaftliche und politische Interesse dazu besteht.

Oder wie Karsten Nohl formuliert: „Standardisierte Verschlüsselungsverfahren (wie DES oder AES, Anm.) bieten einen sehr gut untersuchten und verstandenen Sicherheitslevel. Mit einem proprietären Algorithmus kann man das nie garantieren.“

Mal sehen, wann das BSI das mit ihrem Chiasmus auch kapiert. Chiasmus ist der BSI-eigene geheime Blockverschlüsselungsalgorithmus mit 128 Bit Schlüssellänge (160 Bit, davon aber 32 Bit Prüfsumme), der in der gleichnamigen Software und in den SINA-Boxen eingesetzt wird. Ich vermute ja, die Sicherheit von Chiasmus basiert lediglich darauf, dass niemand der Ahnung hat die Software in die Finger bekommen darf.

Nachtrag:

Inzwischen sind die Ergebnisse verifiziert und bestätigt. Sogar Heise hat inzwischen einen Artikel dazu. Ein paar Niederländer haben den skizzierten Angriff auf Crypto-1 inzwischen so optimiert, dass Ergebnisse bereits nach wenigen Sekunden verfügbar sind. Die Betreiber des Niederländischen Nahverkehrsnetzes schätzen, dass weitverbreitete Angriffe und Betrugsversuche in spätestens zwei Jahren zu erwarten sind. Bis dahin wollen sie auf Mifare Plus umstellen. Ich frage mich ja, ob die Umstellung alleine der Steuerzahler finanzieren muss oder der Mifare-Hersteller NXP wenigstens mit den Preisen für die neuen Karten ordentlich nach unten geht.

Herzschrittmacher hacken

Category: Datenschutz,Hacking,Work — Christian @ 00:24

Untertitel aus der Meldung von Golem:

    „Wissenschaftler aus den USA haben herausgefunden, dass Herzschrittmacher mit einer Funkschnittstelle gehackt werden können – mit tödlichen Folgen.“

Inzwischen haben auch implantierte Geräte wie Herzschrittmacher, an die man halt nur schwer herankommt eine Funkschnittstelle und wenn die nicht sauber abgesichert ist, dann rumpelt es eben in der Kiste.

Das untersuchte Gerät (PDF) sendet auf 175 KHz, eine Frequenz die bequem mit einem Oszilloskop analysiert werden kann. Dann noch ein wenig Reverse Engineering und man kann aus dem Gerät sensible Daten auslesen und sogar die Programmierung verändern. In den USA gibt es inzwischen sogar einen eigenen reservierten Frequenzbereich, das 402–405 MHz Medical Implant Communications (MICS) Band auf dem neuere Geräte senden.

In andere Herzschrittmacher ist sogar nur ein einfacher Bluetooth-Chip eingebaut. Die Teile sind extrem günstig und brauchen wenig Energie. Außerdem senden sie nur über geringe Entfernung und sind kompatibel zu normalen Notebooks und Handys. Vermutlich wird als Peering-PIN „0000“ verwendet.

Erschreckend finde ich vor allem, dass das gesamte Equipment, Oszilloskop, Datenkabel, PC, GNU Radio Software (bis auf Mathlab) praktisch komplett bei mir vorhanden ist. Ok, das Oszilloskop müsste ich von meinem Vater ausleihen aber der Rest ist da.