3. Oktober 2007

Blu-Ray BD+

Category: Allgemein — Christian @ 19:11

Das in Blu-Ray verwendete Digitale Restriktionsmanagement (DRM) rüstet auf. Während gleichzeitig Apple im iTunes-Store anfängt, MP3 ohne Kopierschutz zu verkaufen, glaubt also die Hollywood-Filmindustrie immer noch, dass sie mit kastrierten Medien Nutzer ködern können.

Die technische Umsetzung ist unabhängig davon jedoch recht interessant.

BD+ verwendet weiterhin die inzwischen bekannten und u.a. von Slysoft gehackten Verschlüsselungsverfahren, ergänzt es jedoch um eine interessante Komponente. Alle BD+-Player müssen eine Virtual Maschine implementieren, die gestartet wird wenn ein Medium eingelegt wird. Die Virtual Maschine kann 100 Befehle und lädt weiteren Code direkt von der BD+-Disk. Und jetzt wird es spannend, denn der zusätzliche Programmcode kann mehrere Funktionen erfüllen:

  1. Der Programmcode kann weitere Funktionen zur Dekodierung des Videostroms enthalten, z.B. eine weitere Form der Verschlüsselung oder auch nur eine Kodierung die das direkte Auslesen erschwert. Da der Programmcode mit der Disk mitgeliefert wird, kann jede Disk mit einem anderen Algorithmus kodiert werden. Außerdem können Wasserzeichen eingefügt werden, um die Herkunft von Raubkopien im Internet zu ermitteln.
  2. Das Programm kann die Integrität des Players verifizieren und bei einer gehackten oder nicht autorisierten Firmware das Abspielen verhindern. Der HD-DVD-Player der XBox 360 wurde beispielsweise durch ein Firmware-Update gehackt, solche Verfahren wären zukünftig wirkungslos.
  3. Nativer Programmcode kann in das System des Players geladen werden und damit die komplette Kontrolle über den Player außerhalb der Virtual Maschine übernehmen. Damit ist praktisch alles möglich.

Das traurige ist, dass eigentlich jedem längst bewusst ist, dass diese Maßnahmen scheitern werden. Kultur lässt sich nicht in verschlüsselte Flaschen wegsperren, ansonsten entsteht einfach eine neue Form der Kultur. Längst wären neue Geschäftsmodelle und ein neuer Ausgleich der Rechte von Kulturschaffenden, Rechteverwertern und Nutzern notwendig, leider haben die Rechteverwerter, das sind die, die im Schaffungsprozess am wenigsten beitragen, die stärkste Lobby.

Die weiteren Details findet man bei Ars Technica.