8. Februar 2008

Captchas und anderer Unsinn

Category: Hacking,Internet — Christian @ 22:28

Das Anmelden hier und da und dort auf diversen Portalen im Internet ist manchmal eine mühsame Angelegenheit. Da gibt es die einen, z.B. Hotmail, Yahoo Mail aber auch diverse Kommentarfunktionen von Blogs, die mit Captchas arbeiten. Captcha ist die Abkürzung für „Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart“, auf Deutsch etwa „Vollautomatischer, öffentlicher Turingtest um Computer und Menschen unterscheiden zu können“. Ein Turingtest ist wiederum ein Test der der von Alan Turing aufgeworfenen Frage nachgeht, ob Computer intelligent sein können. Vereinfacht unterhält sich dabei ein Mensch mit einem Computer und wenn die Maschine nicht als Maschine identifiziert werden kann, dann ist der Computer intelligent genug. Die Idee eines Captchas ist also, anhand irgendeines Rätsels automatisiert unterscheiden zu können, ob sich am anderen Ende eines Webinterfaces tatsächlich ein Mensch oder eine Programmroutine befindet. In der Praxis ist der Turingtest eigentlich nicht aussagekräftig aber egal.[*] Und Alan Turing kennen wir, denn das war der geniale Mathematiker, der viele Grundlagen der Computertechnik geschaffen sowie im 2. Weltkrieg die deutsche Enigma geknackt hat.

Zurück zu den Captchas. Hotmail, Yahoo Mail und Co. erlauben es echten Menschen, sich dort anzumelden und eine beliebige Mailadresse zu generieren. Außerdem werden solche Mails von vielen Mailservern angenommen und nicht pauschal verworfen, da sehr viele Leute solche Adressen haben. Für Spammer ist das sehr sehr interessant. Über so große Mailer kann man in kurzer Zeit eine Vielzahl von Spam verschicken wenn man einen Mailaccount hat. Der wird zwar relativ schnell wieder geschlossen, aber dann macht man eben den nächsten auf. Nur dumm, dass die Captchas das verhindern sollen.

Dafür werden die Spammer immer kreativer. Es gib inzwischen eine Vielzahl von Programmen, die Captchas automatisch mittels OCR und diversen Algorithmen erkennen können. Die Seite PWNtcha gibt einen guten Überblick des aktuellen Stands. Die meisten auch für Menschen relativ leicht lesbaren Captchas sind längst berechenbar und die, die nicht berechenbar sind, kriegen die meisten Menschen auch nicht auf die Reihe. Von Barrierefreiheit will ich gar nicht erst reden.

The Register berichtet zur Zeit von einem Trojaner, der sich auf Windows-Systemen einnistet und versucht, einen Windows Live Account anzulegen. Das Captcha wird an einen von den Spammern kontrollierten Server geschickt, dort berechnet und der nötige Eingabetext zurückgeschickt. So werden die Live Accounts unauffällig von vielen verschiedenen IP-Adressen angelegt. Klug ist auch, den Algorithmus zum Captcha-Dekodieren nicht in den Trojaner einzubauen, die Captchas könnten sonst zu leicht angepasst werden.

Eine andere Variante ist bei Golem zu finden. Dort haben die Spammer ein Strip-Programm geschrieben, das die Captchas lädt, den gierig lechzenden Spanner an der Tastatur das Captcha dekodieren lässt und anschließend damit einen Spamaccount erzeugt. Sehr cool, so etwas.

Alles in allem bieten Captchas daher längst nicht mehr den benötigten Schutz und nerven statt dessen immer mehr die Anwender, die Captchas oft erst nach dem dritten oder vierten Versuch richtig entziffern können.

Über den Unsinn von Rechenaufgaben schreibe ich nicht schon wieder.

[*] In der Praxis fallen Menschen sogar auf die dümmsten automatisierten Programme wie Eliza herein. Ich erinnere mich dunkel an ein automatisches Chatprogramm, dass Leute sogar dazu gebracht hat, persönliche Daten bis hin zu Kreditkartennummern und Kontodaten herauszurücken. Es gibt zwar keinen Computer der intelligenter als alle Menschen sind, aber es gibt immer einen Menschen der noch dümmer als ein Computer ist.

Ich geh jetzt Blade Runner kucken, da kommt auch so eine Art Turingtest zur Identifizierung der Replikanten vor 🙂

Verschwörungstheoretische Analyse der zerstörten Seekabel

Category: Hacking,Offtopic,Politik — Christian @ 01:12

Wo Rauch ist, ist auch Feuer, heißt es im Volksmund. Manchmal dient viel Rauch aber möglicherweise auch dazu, vom eigentlichen Feuer abzulenken. Bei den zerstörten Seekabel im Nahen Osten wäre das zumindest theoretisch denkbar.

Inzwischen sind anscheinend schon sechs Kabel beschädigt:

  • Das SeaMeWe-4 South East Asia-Middle East-Western Europe-4 nahe Penang Malaysia
  • Das FLAG Europe-Asia bei Alexandria
  • Das FLAG ab der Küste von Dubai
  • Das FALCON bei Bandar Abbas Iran
  • Das SeaMeWe-4 ebenfalls Alexandria
  • Das Kabel zwischen Qatar und United Arab Emirates von Qtel

Die Ägyptische Regierung hat zumindest in einem Fall behauptet, das könnte nicht durch ein Schiff passiert sein, in einem anderen Fall wurde ein tonnenschwerer Anker geborgen, der direkt auf dem Kabel lag und es durchtrennt hat. Nur, wie leicht und oft verliert ein Schiff so einen Anker?

Nehmen wir einmal an, ich wäre daran interessiert, den kompletten Datenverkehr abzuhören, der über diese Kabel übertragen wird. Und nehmen wir einmal an, ich würde auch über geeignete Technologien (wie z.B. ein U-Boot) verfügen, um an die Kabel heranzukommen. Dann wäre es doch sicher interessant, in so ein Glasfaserkabel eine Abhöreinrichtung einzubauen.

Leider werden solche wichtigen Datenleitungen gut überwacht. Das Auftrennen einer solchen Faser mit Einbringen eines Spleiß und anschließendem wieder Verkleben führt naturgemäß zu einer Unterbrechung die sofort vom Betreiber bemerkt wird. Mit verschiedenen Techniken kann man die Entfernung zum Kabelbruch bestimmen und weiß, wo man nachsehen muss.

Was aber, wenn das Kabel sowieso schon defekt ist und man auch weiß, wo die defekte Stelle ist? Niemand überwacht dann noch das Kabel. Nichts einfacher also, als an einer Stelle das Unterseekabel bewusst mit einem Anker den man „zufällig“ verliert zu zerstören und dann an einer ganz anderen Stelle mit einem U-Boot geschickt die Abhöreinrichtungen einzubringen. Das wäre nichts neues, die Engländer haben vergleichbares bereits im 1. Weltkrieg gebracht. Die USA verfügen mit der Jimmy Carter, einem Spezial-U-Boot, sogar über die benötigten Schiffe, eine Trockenkammer auf dem Meeresgrund abzusetzen um an einem Unterseekabel zu arbeiten.

Wenn die USA also demnächst mit ganz neuen Erkenntnissen über den Iran oder  Saudi Arabien oder Bin Laden auftrumpfen und sich niemand erklären kann, wie sie an diese Informationen gekommen sind … dann denkt an diesen Artikel 🙂

Quellen und Ideen:

Bildnachweis: Wikipedia

Nachtrag:

Ich vergaß zu erwähnen: Bielefeld gibt es nicht.

Drive-by auf dem Vormarsch

Category: Hacking,Internet — Christian @ 00:37

Von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung gibt es das schöne Lied „Banküberfall“ (köstlich: die englische Fassung mit Ba-Ba-Bankrobbery) mit der ach so treffenden Zeile:

Das Böse ist immer und überall!

Inzwischen trifft es vermehrt seriöse Webseiten, die von irgendeiner dritten Seite Inhalte, beispielsweise Werbebanner einblenden. Eigentlich ist das Thema nicht neu, die erste große Runde machte das Problem 2004 durch die Firma Falk eSolutions. Inzwischen werden gezielt bösartige Werbebanner eingeblendet. Entweder, um nur Nagware auf die Rechner der Nutzer zu bringen wie Heise berichtet oder, was eher wahrscheinlich ist, um die aktuellen Sicherheitslücken in diversen Webbrowsern, in Quicktime oder Java auszunutzen und Schadprogramme direkt auf dem Rechner zu installieren. Selbst Microsoft Expedia war davon betroffen.

Interessant ist die Reaktion der diversen Computerzeitungen. Mit konkreten Hilfestellungen hält sich beispielsweise Heise sehr sehr vornehm zurück. Die britische The Register empfiehlt den Lesern immerhin, Firefox zusammen mit NoScript einzusetzen. Der Grund ist klar. Idealen Schutz bringt erst die Kombination aus Firefox, NoScript und Adblock/Adblock Plus, am besten noch kombiniert mit einer restriktiven Hosts-Datei. Werbebanner die gar nicht erst geladen werden, können nämlich keinen Schaden anrichten und außerdem lädt die Seite deutlich schneller, wenn nicht von diversen anderen Servern irgendwas dazugeladen werden muss. Das Problem dabei, solche Hinweise würden das werbefinanzierte Geschäftsmodell vieler Webseiten zerstören.

Ich persönlich halte solche Drive-by-Schadprogramme für viel gefährlicher als Sicherheitslücken im Internet Explorer oder Klickbetrug bei Google-Ads. Wenn erstmal dem normale Internetsurfer bewusst wird, welche Gefahr durch Werbebanner auf eigentlich harmlosen und seriösen Seiten entstehen kann, dann ist das Geschäftsmodell „werbefinanzierte Webseite“ tot. Und das wäre meines Erachtens schade.

Lösungsansätze?

Nun ja, eigentlich sehe ich nur wenige. Am besten wäre es, zurück zu (relativ) statischer Werbung zu kommen. JPGs und GIFs kann man relativ einfach kontrollieren und richten nur wenig Schaden an. Inzwischen dominieren aber Javascript-aufgemotzte Layer-Ads und Flash-Movies den Werbemarkt und diese Entwicklung lässt sich kaum zurückdrehen. Den Anbietern von werbefinanzierten Seiten bleibt nur, sich den Werbeanbieter genau anzusehen und jede veröffentlichte Werbung bei der Freischaltung und regelmäßig zu kontrollieren. Da jedoch auch das keine 100%ige Garantie gibt rate ich persönlich ja dazu, sich selbst zu schützen. Und das geht anscheinend nur in der Kombination Firefox + NoScript + Adblock/Adblock Plus.