17. Februar 2008

Das BKA sucht Programmierer

Category: Allgemein,Work — Christian @ 16:44

Offensichtlich ist dem BKA die Miete des Bayern-Trojaners zu teuer. Immerhin will der Anbieter, die Firma DigiTask GmbH vom Freistaat für die Miete der Skype-Abhörsoftware 3500,- Euro pro Monat und Abhörmaßnahme sowie 2500,- Euro pro Monat für die SSL-Verschlüsselung (Preise hier im PDF). Das kann ich gut verstehen. Im aktuellen Liechtensteiner Steuerskandal sind alleine in Nordrhein-Westfalen angeblich inzwischen 150 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Wenn man die alle mit so einem Trojaner überwachen wollte, würde sich kaum noch ein Steuergewinn ergeben. Außer Bayern (und vielleicht noch Baden-Württemberg) kann sich den DigiTask-Trojaner kein Bundesland leisten.

Konsequenterweise will das BKA seinen Trojaner nun selbst entwickeln und wenn man das nötige Wissen nicht hat, dann muss man das kaufen. Diesmal können jedoch wohl weder T-Systems (die mit der LKW-Maut) noch Accenture (die mit dem Arbeitsamt-Webportal) und auch nicht McKinsey (die das renommierte Goethe-Institut beinahe ruiniert hätten) weiterhelfen. Ich fürchte, in einschlägigen Kreisen in Russland will das BKA auch nicht auf Einkaufstour gehen. Also bleibt nur selber basteln.

Auf der Job-Seite der FAZ hat das BKA eine Stellenausschreibung für eine/n Entwickler/in Programmierer/in geschaltet. Eigentlich klingt das ganz spannend:

  • Ein vielfältiges Aufgabenspektrum, das Kreativität, Vision und ein hohes Maß an Eigeninitiative erfordert
  • Die Möglichkeit, einen neuen Arbeitsbereich aktiv mitzugestalten
  • Die Mitarbeit in einem hoch motivierten Team
  • Aufgabenbezogene Aus- und Fortbildung

Na gut, das ist Blabla, das in jeder Stellenanzeige steht.  Kucken wir mal weiter was gefordert wird:

  • Sehr gute Kenntnisse im Bereich der Sicherheit von Computernetzwerken
  • Fundierte Betriebssystemkenntnisse Unix/Linux und Windows
  • Sehr gute Kenntnisse und mehrjährige Erfahrung in Programmierung (C, C++)

Die Kombination fällt für mich in den Bereich „knappes Gut“. Da kennen sich hier nicht mehr viele Leute aus, seit das Wissen um die Sicherheit von Computernetzwerken durch das Justizministerium in Person von Frau „ich habe keine Ahnung und keine Daten auf meinem geklauten Laptop“ Zypries durch Gesetze wie den § 202c in Deutschland massiv kriminalisiert wird. Ich denke mal, da wird das BKA zumindest ordentlich zahlen?

  • Eine Bezahlung nach Entgeltgruppe 11 TVöD des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) für die/den Entwickler/in bzw. Programmierer/in

Hmm, mal hier kucken. Entgeltgruppe 11 TVöD sind brutto 2.430 Euro in der Stufe 1. Für so wenig Geld habe ich jedenfalls nicht Informatik studiert. Ok, das steigt nach einem Jahr auf 2.700 Euro und nach 10 Jahren sogar auf 3.635 Euro. Aber halt, die Stelle ist auf zwei Jahre befristet.

Zum Vergleich, wir bezahlen unserem gesuchten Firewall-Trainer anfangs brutto 2.200 Euro/Monat plus Bonus für gehaltene Schulungstage was im Schnitt pro Monat nochmal etwa 500 Euro ausmacht (natürlich saisonal bedingt schwankend). Also von Anfang an bereits 2.700 Euro, ein Hochschulstudium ist nicht erforderlich und die Stelle ist unbefristet.

Zwei Jahre, das scheint übrigens so die Zeit zu sein die das BKA dem Bundesverfassungsgericht gibt um festzustellen, dass der Einsatz eines Bundestrojaners gegen die Verfassung verstößt. Und dann will man den nicht mehr benötigten Entwickler natürlich elegant wieder los werden.

Naja … falls doch jemand Interesse hat, hier der Link zum Bewerben oder dieses PDF herunterladen. (Aber Vorsicht beim Klicken. Wenn das BKA nach Auswertung der Webserver-Logfiles eine Hausdurchsuchung startet, bin ich nicht schuld dran!)

(via Fefe)